Hallo Maru, mit deiner Frage kann man ein ganzes Buch füllen, deshalb der Zustand arm und reich ist immer relativ, es gibt viele Reiche, die arm dran sind und arme die reicher an Lebensfreude sind, als wir alle zusammen. Ich habe viele Jahre in Peru gelebt und kann dir ein Beispiel geben: zwei kleine Jungen kamen eines Sonntags um durch das Auto putzen Geld zu verdienen. Ich dachte natürlich: arme Kinder und Kinderarbeit. Aber sie waren sehr hartnäckig und ich ließ sie gewähren. Sie kamen übrigens jeden Sonntag wieder und hatten viel Freude mit dem Wasser zu planschen und sich gegenseitig nass zu spritzen, sie waren einfach glücklich spielende Kinder, vermutlich sehr viel glücklicher als viele reiche Kinder in Deutschland.
Und hier noch ein Nachtrag von einer Frau, die lange Jahre schon in Peru lebt:
Ja, die Leute hier sind bitter arm, aber es ist eher eine fröhliche Armut. Wenn man hier einen Dörfler fragt, wie es ihm geht und man weiß, dass er eine Missernte hatte, sein Kind krank ist und die schäbige Hütte am einfallen, so wird er einen anlächeln und sagen: "Oh, mir geht es gut Senõra!" In Europa fiel mir dagegen auf, dass wenn ich Bekannte frage, wie es ihnen geht, sie sofort das Ungemach der letzten Monate aufzählen: im Urlaub in der Karibik einen Durchfall, in den Skiferien keinen Schnee, eine Delle im neuem Auto, die die Versicherung nicht zahlt, ein hoher Blutdruck, Probleme mit dem Gewicht und eben so mehr Dinge, die einen Europäer offensichtlich schwer depressiv machen.
Wie alle Amazonasbewohner sind die Leute hier sehr freundlich, auch Kinder lächeln einem an, wenn man sie anschaut. Es gibt zwar viele Straßenkinder, aber wenig bettelnde. Alle verkaufen etwas, putzen Schuhe oder passen auf Autos auf.